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Persönliches

Zitat des Tages und der Nacht:

 "Stell dir vor, es ist Krieg, und alle gehen drauf."

(Quelle: www.fau-aachen.net )


 

 

Meine 3. Rede

anlässlich des „Schlageter-Treffens“ der Neonazis am 31.05.2008 in Inden-Pier

 

"Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Genossinnen und Genossen,  

 

Alle Helden werden fallen ...

 

Neonazis von NPD, „Kameradschaft Aachener-Land“ (KAL) und so genannte „Autonome Nationalisten“ wollen sich  heute in Inden-Pier zu einem „Schlagetertrefen“ auf dem Grundstück des Dürener NPD-Kreisvorsitzenden Ingo Haller in Inden-Pier in der Prof.-von-Capitaine-Str. 10 zusammenrotten.

 

Mit der Verherrlichung des Kapp-Putschisten und Freikorpskämpfers Albert Leo Schlageter, der 1923 wegen Sabotageakten während der Ruhrbesetzung zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, knüpfen die Neonazis nahtlos an die Propaganda ihrer historischen Vorbilder an: Der NSDAP galt Schlageter als Märtyrer und Ikone. In Düren ist ein besonders trauriges historisches Kapitel mit dem Namen Schlageter verbunden. Nach der Machtübergabe an die NSDAP 1933 wurde das „Friedrich-Ebert-Heim“ in der Wernerstraße von der SA besetzt und als „Schlageter-Heim“ fortan als Folterkeller genutzt. Zwei Jahre lang waren dort kommunistische und sozialdemokratische Arbeiter und andere Antifaschisten den Prügelorgien der SA ausgesetzt. In diese blutige Tradition stellen sich die Nazis von heute.

 

Unterschiedliche Strömungen der extremen Rechten im Nachkriegsdeutschland haben sich positiv auf Schlageter bezogen. In den 1960er Jahren trug der nordrhein-westfälische Landesverband des „Reichsverbandes der Soldaten e. V.“ seinen Namen, das Theorieorgan „Nation & Europa“ widmete ihm zu seinem 80. Todestag einen Artikel. Die Münchener Burschenschaft „Danubia“ geriet in die Schlagzeilen als sie im Jahr 2001 einen Vortrag über Schlageter mit dem Titel „Leben und Sterben eines deutschen Helden“ organisierte. Dessen Verherrlichung als Märtyrer ist heute jedoch vorwiegend eine Domäne des offenen Neonazismus.

 

Am 6. Mai 2006 haben Neonazis aus dem Rheinland in Siegburg in Fortführung dieser Traditionen einen „Schlageter-Tag“ organisiert, der im vergangenem Jahr seine Fortsetzung im Garten des Ehepaars Haller fand. Der Gastgeber, Angestellter bei einem Zeltverleih in Erftstadt-Liblar, hatte für die Veranstaltung Zelte und Pavillons aufbauen lassen. Als Organisator trat hingegen die „Kameradschaft Aachener-Land“ (KAL) auf, freilich unterstützt durch erfahrene Kader der Neonazis. „Das Treffen fand in einem Festzelt mit Verpflegung und Ausschank […] statt. Unser Dank gilt dem Gastgeber und der freien Kameradschaft Aachener-Land für die gute Vorbereitung und Organisation“, lobte Christian Malcoci, der als einer der einflussreichsten Funktionäre des deutschen Neonazismus gilt, seine Gesinnungsgenossen. Malcoci bekleidet seit 2001 zudem die Funktion des Parteisekretärs der „Nederlandse Volksunie“ (NVU). Deren Parteivorsitzender Constant Kusters trat in Pier als Redner auf, ebenso der als „Ritterkreuzträger“ verehrte Altnazi Otto Riehs und der Düsseldorfer Sven Skoda. Ralph Tegethoff, ein weiterer wichtiger Kader der „Freien Kameradschaften“ und seit 2004 Mitglied der NPD, hielt die Lobesrede auf Schlageter. Auch eine Delegation schwedischer Neonazis, die bereits einige Tage vor dem Treffen angereist war, zählte zu den Teilnehmern in Pier.

 

Bei anreisenden Neonazis, die überwiegend Schleusungspunkte an den Bahnhöfen Langerwehe und Weisweiler nutzten, wurde die Polizei fündig: Neben Teleskopschlagstöcken und Pfeffersprays wurden auch beidseitig geschliffene Messer beschlagnahmt. Gegen einen 15jährigen aus dem benachbarten Stolberg (Kreis Aachen) wurde eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz erstattet.

 

Die KAL will in diesem Jahr ihr Gedenken auch auf Wolfgang Nahrath ausweiten. Der ehemalige „Bundesführer“ der 1994 verbotenen Wiking-Jugend und NPD-Funktionär ist 2003 verstorben. Nahrath gilt als Ikone der KAL und stand bei ihrer Gründung Pate. Nahrath's Grundstück am Brockenberg in Stolberg-Büsbach war jahrelang Anlaufstelle für Neonazis (nicht nur) aus der Region Aachen.

 

Auch in diesem Jahr wollen wir diese Zusammenrottung nicht widerstandslos hinnehmen.

 

Deshalb haben wir die heutige Demo organisiert und freuen uns, dass ihr so zahlreich erschienen seid.

 

Über die geringe Teilnahme und mangelnde Unterstützung des bürgerlichen Spektrums des Dürener Bündnis gegen Rechts sind wir allerdings sehr enttäuscht. Aber dies ist ein Thema für sich.

 

Ich wünsche uns trotz alledem oder gerade deshalb eine kraftvolle und lautstarke  Demo.

 

Alerta antifascista! Keinen Fußbreit den Neonazis!"

 


 

 

 

Meine 2. Rede

anläßlich des 10.Antifa-Festival in Düren am 17.Mai 2008

"Im Namen der Antifa Düren begrüße ich euch alle zum 10. Antifa-Festival zum Tag der Befreiung vom Faschismus, dem 8. Mai 1945, und freue mich, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid.
Vor ziemlich genau 63 Jahren erlebte die Menschheit die endgültige militärische Zerschlagung des deutschen Faschismus. Dieses Datum markiert den Sieg über das menschenverachtende Regime des Hitler-Faschismus. Die faschistischen Weltherrschaftspläne wurden durch das gemeinsame Handeln der Anti-Hitler-Koalition gestoppt.
Es waren die Angehörigen der Streitkräfte der Alliierten, vor allem die Angehörigen der sowjetischen Armee, die die Hauptlast des Krieges trugen und die diese Bedrohung auch militärisch zerschlugen.
Es waren die Partisanen und Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer in allen vom deutschen Faschismus okkupierten Ländern, die ihr Leben einsetzten für die Freiheit ihrer Heimat.
Teil dieser Anti-Hitler-Koalition waren auch deutsche Antifaschistinnen und Antifaschisten, die illegal in Deutschland, in den Reihen der Partisanen oder gemeinsam mit den alliierten Streitkräften für die Befreiung ihres eigenen Landes kämpften.
Der 8. Mai 1945 ist damit der Tag der Befreiung für alle vom deutschen Faschismus bedrohten Völker, für die Inhaftierten der faschistischen Konzentrationslager, die noch kurz vor Ende des NS-Regimes auf Todesmärsche geschickt worden waren, für die Zwangsarbeiter, die in verschiedenen Formen Sklavenarbeit für die deutsche Industrie, die Landwirtschaft und Kriegspolitik leisten mussten, und für die Nazigegner in Deutschland selber.

Wir erinnern anlässlich dieses Jahrestages auch daran: Der 8. Mai 1945 markiert den Beginn einer neuen Politik in den internationalen Beziehungen. Die Gemeinsamkeit des Handelns aller Nazigegner schuf die Grundlage für die Gründung der Vereinten Nationen und die Fixierung von Grundlagen des Völkerrechts, die die Basis für die Verfolgung und Verurteilung der Hauptkriegsverbrecher im Nürnberger Tribunal darstellten. Die gemeinsame Losung aller Antifaschistinnen und Antifaschisten hieß damals "Nie wieder!"

Doch man muss auch daran erinnern, dass es immer noch neonazistische Organisationen gibt, Gruppierungen einer Bewegung, die in der Tradition des faschistischen Nationalsozialismus steht.  Auch hier im Dürener Raum gibt es Neonazi-Strukturen: NPD und sog. „freie Kameradschaften“.

Besonders in Aachen gab es in den letzen Wochen und Monaten gehäuft Vorfälle, an denen auch maßgeblich Dürener Faschisten beteiligt waren, die bezeugen, dass die rassistische Gewalt der Neonazis eine neue Ebene erreicht hat: Antifaschistinnen und Antifaschisten werden systematisch offen angefeindet, bis an die Haustür verfolgt und bedroht. Körperliche Angriffe von Rechts konnten gerade noch verhindert werden, aber in sehr naher Zukunft wird auch das geschehen, wenn wir dem nichts entgegensetzen.

Gemeinsam mit Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen  agieren wir  Antifaschistinnen und Antifaschisten gegen Neofaschismus und extreme Rechte, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus, gegen Krieg und Terrorismus sowie deren gesellschaftliche Wurzeln.

Wir Antifaschistinnen und Antifaschisten sehen uns in der Tradition der Menschen, die gemeinsam gegen die faschistische Barbarei gehandelt haben und treten heute ein für Frieden, für politische und soziale Menschenrechte, für Demokratie. Denn nur so schaffen wir eine "neue Welt des Friedens und der Freiheit!"

Daher fordere ich alle hier Anwesenden auf, sich in der antifaschistischen Bewegung zu engagieren, damit die Ideologie der Nazis und die damit einhergehende Gewalt keine weiteren Opfer fordert!

In diesem Sinne hoffe ich, dass dieses Antifa-Festival zum Tag der Befreiung ein deutliches Zeichen setzt und dass dadurch mehr Menschen auf dieses Problem aufmerksam werden und was dagegen tun!
Ich wünsche euch viel Spaß mit den Bands und hoffentlich auf baldiges Wiedersehen!"

 

 


 

"Wer glaubt ein Christ zu sein,

weil er die Kirche besucht,

irrt sich.

Man wird ja auch kein Auto,

wenn man in einer Garage steht."

Albert Schweitzer

 


 

 

 

Die for your Government: http://de.youtube.com/watch?v=PynWTLeUJRA


 

 

 

 

 

 Meine Message an alle: http://de.youtube.com/watch?v=OWO8iJPlefY

 


 

Mein Erlebnisbericht unseres Besuches der Gedenkstätten und ehemaligen Konzentrationslager Mittelbau-Dora und Buchenwald am 12. und 13. April 2008


Am Samstag, dem 12. April 2008, war es soweit: Wir fuhren in einem vollen, lauten Bus von Aachen aus los nach Weimar/ Buchenwald, um uns die ehemaligen Konzentrationslager Mittelbau-Dora und Buchenwald anzusehen, an einer internationalen Jugendbewegung und den abschließenden Feierlichkeiten zum Jahrestag der Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald teilzunehmen. Als wir unsere Reise um 7:30 starteten, war mir noch nicht bewusst, welche prägende Erlebnisse mich erwarten würden...
Gegen 14:00 Uhr trafen wir mit dem Bus an der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora ein, wo uns eine dreistündige Kurzführung durch diese Stätte erwartete. Mein erster Eindruck nach Verlassen des Busses stand im krassen Gegensatz zu der Geschichte des Ortes: Die Sonnenstrahlen fielen auf die grüne erde, die dichte Bewaldung, grün leuchtend, und weißlich-graue Fels- und Steinbrocken, dort, wo der Eingang zu den unterirdischen Stollen lag. Die Schönheit der Natur machte die Vorstellung von den während des NS-Regimes an diesem Ort begangenen Verbrechen noch grausamer. Eine Idylle mit blutiger Vergangenheit.
Bei der sehr informativen Führung wurden wir zunächst „im Sitzen“ in die historische Vergangenheit des Ortes eingeweiht. Daraufhin stand das Begehen des riesigen Stollensystems an. Als mein erster Blick auf den nachgebauten Eingang des Stollens fiel, ein Betonriese mit grauer, schwerer Eisentüre, wie ein auf Beute lauerndes geöffnetes Maul eines gierigen Untieres, bekam ich schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Gefühle, die dieser Ort noch in mir auslösen würde. Die Tür öffnete sich quietschend und mir schlug Kälte entgegen, die mir vom Kopf bis zu den Zehen durch den Körper fuhr. Die Gesichter der herausströmenden Menschen: alle verzerrt, unwirklich und gezeichnet von unvorstellbarem Grauen. Spätestens ab diesem Moment wollte ich das Innere dieses großen, dunklen Stein-Monsters, das so viele Opfer gefordert hatte, gar nicht erst betreten. Doch ich tat es dennoch im Gedenken an diejenigen, die damals nicht die Wahl hatten. Ein Schritt durch die Tür und ich wurde von Dunkelheit, Kälte und Stille verschluckt. Das Gefühl ein riesiges Grab zu betreten, war keinesfalls unbegründet, wie uns der junge Mann erzählte, der uns führte: Beim Bau bzw. Ausbau dieses Stollensystems sind die von der unmenschlichen Arbeit ausgelaugten und arbeitsunfähigen Häftlinge einfach bei lebendigem Leibe einbetoniert worden! Dies war das erste Beispiel für die grenzenlose Grausamkeit der hier befehligenden SS-Männer.
Die Häftlinge mussten in sog. „Schlafstollen“ ihre Ruhe finden, was jedoch insofern einfach unmöglich war, da einige wenige Meter weiter Sprengarbeiten stattgefunden hatten, der Zugverkehr an diesen Stollen vorbei führte, die sog. „Bettgestelle“ nur aus Brettern bestanden und keine Toilette für diese Menschen existierte. Diese unvorstellbaren von den Nationalsozialisten geschaffenen Bedingungen, die wir als „Besucher“ niemals werden nachvollziehen können, sorgten dafür, dass täglich 70 Menschen unter Tage ihr Leben ließen. Für die Nazis waren die „Asozialen und Arbeitsscheuen“, Juden, Homosexuellen und Kriegsgefangenen keine Menschen, sondern eine Ware, die regelrecht „vernutzt“ wurde, da ja für genügend Nachschub ständig gesorgt wurde. Nachdem wir durch drei der insgesamt ca. 50 Stollen geführt worden waren, wollte ich einfach nur wieder schnellstmöglich ans Tageslicht. Im Gegensatz zu allen Häftlingen hatten wir die Möglichkeit einfach umzudrehen und die Stollengänge zu verlassen, wo hingegen die hier schuftenden „Nicht- bzw. Untermenschen“ teilweise monatelang in dieser unendlichen Dunkelheit festsaßen. Wieder im Sonnenlicht wurde mein Körper langsam wieder warm, doch die Kälte in meinem Innern blieb.
Nach dieser Begegnung mit dem Berginnern hatten wir die Möglichkeit entweder zum weiter entfernten Krematorium zu laufen oder die nahe Ausstellung über das KZ Mittelbau-Dora zu besuchen. Ich entschied mich aufgrund meiner angeschlagenen körperlichen, oder besser gesagt psychischen, Verfassung für die Ausstellung, da ich außerdem gerne noch einige Hintergrund- und Detailinformationen zu dieser Stätte des Grauens bekommen wollte. In besagter Ausstellung erfuhr ich unfassbare Informationen, die die Leere in mir mit Wut und Hass füllten: Auf einigen der hier ausgestellten Schautafeln waren beispielhaft einige Nationalsozialisten mit ihren „Taten“ und ihrem weiteren Leben aufgelistet. Grenzenlose Unbegreiflichkeit machte sich in mir breit, als ich mit vor Entsetzen geweiteten Augen las, dass viele ihre Karriere als Professoren, Ärzte und Politiker (!) nach dem 2.Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland ungehindert fortsetzen konnten, oder, dass z.B. ein SS-Scherge, der von den Häftlingen nur der Stollenschreck genannt wurde und durch unglaubliche Brutalität auffiel, nachdem er zu läppischen acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden war, in der BRD für nicht inhaftierbar erklärt wurde und seine Strafe nie antreten musste! In diesem Moment stellte dich mir nur eine Frage: Wie musste dich ein ehemaliger Häftling Mittelbau-Doras fühlen, der das hier liest und der die Grausamkeit dieser menschlichen Bestien am eigenen Leib erfahren musste?
Am Abend dieses Samstags nach dem Abendessen und dem Beziehen der Jugendherbergs-Zimmer machten wir uns gemeinsam auf die Suche nach dem Autonomen Zentrum, da ein Gerücht die Runde gemacht hatte, dass es hier in Weimar besagtes besetztes Haus gebe. Nachdem wir uns dahin durchgefragt hatten, verbrachten wir einen sehr schönen Abend an diesem Ort, der von Vielen unglaublich detailfreudig mit verschiedenen Farben und Ideen von innen und außen gestaltet worden war. Ich für meinen Teil führte mit einigen Genossen rege Diskussionen über, im wahrsten Sinne des Wortes, „Gott und die Welt“. Der Abend endete mit Gitarrenmusik auf der mitgebrachten Gitarre eines Mitfahrenden und unsere kleine Gruppe derer, die bis zuletzt im AZ geblieben waren, zogen nach Mitternacht singend durch die Straßen Weimars bis zu Jugendherberge, da diese leider um 1:00 Uhr alle Türen schloss.
Am Sonntag, dem 13.April 2008, gab es um 7:30 Frühstück, die Zimmer wurden anschließend wieder geräumt und wir fuhren in unserem Bus auf den Ettersberg, auf dem sich die Gedenkstätte Buchenwald befindet. Dort teilten wir uns in zwei Gruppen ein; die erste Gruppe bekam zuerst die Führung durch das Außengelände von Buchenwald und wir als zweite Gruppe die Führung durch das innere Lager. Der ältere Herr, der uns führte, war selber 1944 mit 16 Jahren in die Widerstandsbewegung eingetreten und sein Vater wurde als „politischer Gegner des Nationalsozialismus“ nach Buchenwald ins KZ gebracht und dort ermordet.
Ich trat durch das noch erhaltene kleine Eisentor, welches den Spruch „Jedem das Seine“ trägt, was, wenn man die Geschichte des Ortes betrachtet, eine wirklich grausame Wirkung hat. Das Konzentrationslager vermittelte den Eindruck eines Friedhof, was daher rührte, dass hinter dem großen Apellplatz, wo früher die Häftlingsbaracken standen, uns noch die Umrisse dieser mit Steinen markiert waren. Es wehte ein eisiger Wind und trotz meiner warmen Kleidung wurde mir kalt und ich fühlte mich so einsam, wie ich es noch nie vorher getan hatte. Wir erfuhren, dass die Häftlinge hier täglich für eine unbekannte Zeit stehen mussten, in Reih und Glied, was sogar einmal dazu führte, dass die hier Inhaftierten sage und schreibe 17 Stunden im Stehen verbringen mussten (woraufhin Hunderte starben)! Dies ist nur ein Beispiel für die Willkür der SS-Männer, der die Häftlinge schutzlos ausgeliefert waren.
Der schwerste Teil meiner „Reise durch Buchenwald“ stand nun an: das Krematorium. Der riesige Unheil verheißende Schornstein dominierte das Bild des Lagers, er fiel sofort ins Auge und brannte sich ein, im wahrsten Sinne des Wortes. Der erste Raum dieses Gebäudes war die so genannte „Pathologie“. Ein großer, milchig-weiß gefliester Tisch in der Mitte und ein Glaskasten mit ausgestellten medizinischen „Werkzeugen“, ein grausiger Anblick. Im darauf folgenden Raum standen die Öfen, groß aus roten Ziegelsteinen, gusseisernen, dunklen, dicken Türen, der Schlund des Todes, das Ende aller Dinge, Asche und dicker, schwarzer, wabernder Rauch, aufsteigend in den Himmel, in die Ewigkeit. Im Hinterhof des Krematoriums war eine Gedenktafel angebracht, die an den hier von den Nazis ermordeten großen Ernst Thälmann erinnerte. Vom Hof führte eine kleine steinerne Treppe in den Keller hinab, in dem uns unsagbares Grauen erwartete. Der Raum war durchgehend weiß gekachelt und leer. An der Decke waren große, grausame Fleischhaken befestig, mit tödlich silbernem Blitzen, sobald ein Lichtstrahl sie in ihrem Schlaf störte. Stumme Tränen benetzten meine Wangen als ich erfuhr, dass hier unter anderem eine Gruppe junger Frauen, die die britischen Alliierten als Agentinnen ausspioniert haben, hier aufgehängt wurden, einfach, weil sie nicht mehr „gebraucht“ wurden. Ich habe nie zuvor in meinem Leben soviel Hass empfunden. Es ist einfach unfassbar, wie eine faschistische Ideologie wie die des Nationalsozialismus aus Menschen Bestien machen kann, die zu so etwas fähig sind...
Bei der Außenführung durch das Lager eröffneten sich uns weitere Welten des Todes und der Qual, die die hier „lebenden“ Menschen erleiden mussten. Weitere grausame Details erschlossen sich uns bei der Besichtigung der unglaublich kleinen Arrestzellen, in denen Menschen verhungerten oder zu Tode geprügelt und gefoltert worden waren, bei dem Bericht von einem kleinen Zoo für die Frauen und Kinder der SS-Männer, in dem u.a. Bären gefüttert wurden, während auf der anderen Seite des Stacheldraht-Elektrozauns Menschen durch Hunger umkamen, und der Besichtigung eines umgebauten Pferdestalls, in dem gefangen genommene sowjetische Offiziere hinterhältig durch einen Genickschuss getötet wurden, während sie dachten sie würden nur vermessen und von als Ärzten verkleideten SS-Schergen untersucht werden. Auch der Steinbruch, in dem die Häftlinge bis zum Tode durch Erschöpfung schuften mussten, hinterließ einen bleibenden Eindruck, der sich sehr einprägte.
Ganz im Gegensatz zu dem unmenschlichen Leiden der Häftlinge des Konzentrationslagers standen die „Vergnügungsstätten“ der SS-Familien: Kasino, Bordell (mit Häftlingsfrauen), der eben erwähnte Zoo und eine Reithalle für die Frau des höchstens SS-Offiziers Buchenwalds.
Nach diesem Rundgang durch die von den Nazis erschaffenen „Hölle auf Erden“ nahmen wir an einer Gedenkkundgebung des „Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos“, auf der wir einige Redebeiträge zum Thema, unter anderem von einem ehemaligen Häftling, geboten bekamen. Es wurde allen hier getöteten Menschen gedacht, aber auch dem Tag der Befreiung Buchenwalds. Das KZ Buchenwald ist nämlich das einzige KZ, das sich selbst befreite... Dies war auch nur möglich, weil die Bedingungen in diesem Lager besonders „günstig“ gewesen waren: In Buchenwald befanden sich sehr viele „politische Gegner“ (Kommunisten) der Nazis, die die Möglichkeit hatten in der von der SS auferlegten Häftlingshierarchie in höhere Positionen aufzusteigen und sich so vernetzen konnten. Sie erlegten sich selbst Regeln auf, die z.B. das Bestehlen eines Mithäftlings schwer, nämlich durch den Ausschluss aus der Gemeinschaft, ahndeten. So bildete sich eine Organisation heraus, die auch dafür sorgte, dass die Häftlinge ihr Lebensmut nicht verließ, ohne den man in einem KZ verloren war. Die Häftlinge schafften es Waffen ins Lager zu schmuggeln und konnten so am 11.April 1945 alle SS-Männer gefangen nehmen und das Lager für befreit erklären. Die Uhr über dem KZ-Eingang zeigt heute noch 15:15 Uhr an, die Stunde der Befreiung.
Gegen 14:00 Uhr gingen dann alle Teilnehmer gemeinsam zum Glockenturm, an dem die Kundgebung der heutigen Generationen stattfand, auf welcher junge Menschen aus allen Nationen, aus denen die ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslager Buchenwald entstammten, Reden auch mit aktuellen Bezug hielten.
Ich besichtigte noch das zu DDR-Zeiten erbaute Denk- und Grabmal, das an die nationalsozialistische Schreckensherrschaft erinnern soll, damit es ewig und für alle Zeiten in den Köpfen und Herzen der Menschheit bleibt und nie vergessen wird. Das Denkmal bestand aus einem Torbogen, hinter dem darauf folgende Stufen abwärts führten. Den Weg säumten große Steinplatten, die das Leid der Häftlinge von Buchenwald in Bild und Wort mahnten. Am Ende der langen Treppe führte der Weg nach rechts in ein riesiges Colloseum-artiges Gebäude, in dessen Mitte über der dort liegenden Asche der Häftlinge Dornensträucher angepflanzt worden waren; nach links führte der Weg auf die sog. „Straße der Nationen“. Diese Straße heißt so, da hier für jede Nation der Buchenwald-Opfer ein großer Stein aufgestellt worden war, an denen wir Blumen niederlegten. Von dieser Straße zweigte ein zweites „Colosseum-Grab“ ab und sie endete auch in einem weiteren. Dann führte eine Treppe links steil den Ettersberg hinauf, geradewegs auf eine Plastik des Künstlers Fritz Cremer von 1958 zu, die die verschiedenen „Typen“ von Menschen (z.B. den Verzweifelten oder den Kämpferischen) zeigt, die in diesem KZ lebten und starben. Unmittelbar dahinter stand der Glockenturm, groß, schön und ewig, der für mich die Bedeutung hat, dass egal wie viel Zeit vergeht, das Leid der Menschen unter dem faschistischen Regime in Deutschland niemals vergessen werden darf.

Hiermit möchte ich mich im Namen aller auch bei dem „Dürener Bündnis gegen Rechts“ bedanken, die vielen von unseren Mitfahrern dieses Erlebnis erst ermöglichten, indem sie einen Teil der Reisekosten übernahmen. Zum Schluss meines Erlebnisberichtes dieses Wochenendes möchte ich noch mal betonen, wie tief mich die Geschehnisse und Eindrücke der Gedenkstätten Mittelbau-Dora und Buchenwald beeindruckt und bewegt haben. Meiner Meinung nach sollte jeder Bürger dieses Landes, der sich ein „Deutscher“ nennt, eine KZ-Gedenkstätte besuchen, da ich glaube, dass die Menschen durch die Konfrontation mit diesem unsäglichen Leid dazu bewegt würden sich im hier und Jetzt gegen die wieder neu aufkeimende neonazistische Bewegung zu stellen. Es ist absolut notwendig, dass wir diesen Leuten, die in der Tradition der Mörder von Buchenwald und Mittelbau-Dora stehen, zeigen, dass wir nicht zulassen, dass sie mit ihrer Ideologie wiederholt Menschen verseuchen und weitere Opfer fordern! Man betrachte nur mal die Situation in Stolberg und deshalb weise ich noch darauf hin, dass am Samstag, dem 26.April 2008, eine Demonstration in Stolberg stattfindet, um den Neofaschisten zu zeigen, dass es Menschen gibt, die nicht wegschauen und sich somit – nach dem Satz „Qui tacet consentire videtur.“ (Wer schweigt, von dem wird angenommen, dass er zustimmt.) – zu Mittätern machen würden. Schließt euch lokalen Organisationen und Bündnissen an, damit Nationalsozialisten nie wieder in Deutschland politischen Einfluss haben werden. Das sind wir allen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordeten Frauen, Männern und Kindern schuldig!



Buchenwald
Wir fahren eine lange Straße hinauf,
erbaut von Häftlingen;
Weg zum KZ, im vollen Lauf;
Gebeine im Beton, sie mussten singen.


Eisernes Tor, „Jedem das Seine“,
Stacheldraht, Wachtürme, Hunde;
Fluchtmöglichkeiten gibt es keine;
Kampf ums Überleben, jede Stunde.


Menschen in unmenschlichem Leid,
Appell stehen bei Wind und Wetter;
Motto ist „Vernichtung durch Arbeit“,
fern ist die Stunde der Retter.


Großer Schornstein, schwarzer Rauch,
die Öfen ständig in Betrieb;
eisiger Wind, des Todes Hauch,
im Arrest, jeder Schrei ein Hieb.


Heute leugnen Menschen die Vergangenheit;
Sie sagen „wir konnten das nicht wissen“;
Häftlinge durch Weimar, Seit an Seit;
Errichtete Mauer der Lügen mit Rissen.
Weimarer warfen Steine nach „Arbeitsscheuen“,
getroffene Kommunisten, Juden und Kinder;
kein Ansatz dies zu bereuen;
Hundebestien, SS im Spalier dahinter.


Und noch heute marschieren sie,
sie stehen in Nazi-Tradition,
obwohl es vergessen werden darf nie;
Bürger, die wegschauen, ist der Lohn.

Schließt euch zusammen, kämpft!
Antifaschistische Lieder singen;
Demos, die die Nazi-Stimmen dämpft,
bis sie für die Ewigkeit verklingen.

IM GEDENKEN AN DIE VON DEN NAZIS GETÖTETEN GENOSSEN
(14.04.2008)


Meine 1. Rede

anläßlich der Anti-Nazidemonstration in Düren am 22.September 2007

"Wir haben uns heute hier zusammen gefunden, um gegen den Neonazi-Aufmarsch von NPD und KAL zu protestieren.

Erstmals seit Ende des zweiten Weltkrieges wollen Nazis unter dem perfiden Motto „Gegen Innländerfeindlichkeit“ wieder durch Düren marschieren.

Für die extreme Rechte hat der Aufmarsch gleich mehrfache Bedeutung: So stellt er für die NPD den im Rahmen der von ihr propagierten “Drei-Säulen-Strategie” den symbolischen Kampf um die Straße dar und bietet zudem eine Möglichkeit, sich medial zu inszenieren. Neben diesem gehören noch der “Kampf um die Köpfe” und der “Kampf um die Parlamente” zum Drei-Säulen-Konzept der NPD. Erklärtes Ziel der Partei ist, bei der Kommunalwahl 2009 auch im Kreis Düren die kommunalen Parlamente einzuziehen. In der Region Aachen sitzen Neofaschisten bereits in den Stadträten von Stolberg, Alsdorf, Erkelenz und den Kreistagen von Aachen und Heinsberg. Der Aufmarsch in Düren erzeugt eine “braune Erlebniswelt”, die vor allem dazu dient, jüngere AnhängerInnen von NPD und “Kameradschaften” enger an eine Szene zu binden, die seit 1990 in der BRD für mehr als 130 Todesopfer verantwortlich ist. Seit 2004 steigt die Zahl rechter Straftaten sprunghaft an. Allein im Juni dieses Jahres – so teilte die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linkspartei-Abgeordneten Petra Pau mit – verübten Rechte 871 Straftaten, darunter 68 Gewalttaten. Also im Schnitt mehr als zweimal pro Tag kommt es in Deutschland zu Übergriffen auf Migranten, Homosexuelle, Juden, Linke oder andere Menschen, die für die Rechten ein Feindbild darstellen. Die erschütternden Zahlen belegen: Jede Duldung von Neonazis ist lebensgefährlich.

Die Naziszene in der Region Düren ist seit etwa einem Jahr eine der aktivsten extrem rechten Zusammenhänge in NRW. Zahlreiche NPD-Infostände in verschiedenen Städten und Gemeinden fanden in der Region statt.

NPD und KAL versuchen sich als harmlos und ungefährlich darzustellen. Tatsächlich stehen die Neonazis auch in Düren vor allem für Gewalt. Hierfür drei Beispiele:

Im April wurden Antifaschisten, die in ca. 50m Entfernung von der Nazi-Kneipe Gütershop, eines Treffpunktes der regionalen Neonazi-Szene in Düren, entfernt geparkt hatten, in einer gezielten Aktion von einer fünf bis sechsköpfigen Gruppe Neonazis attackiert, die mit weiteren Neofaschisten aus dem „Gütershop“ kamen. Unter den Angreifern befand sich der stellvertretende Kreisvorsitzende der NPD Düren und Anführer der „Kameradschaft Aachener-Land, Rene Laube, und ein weiterer Dürener, der im Verdacht steht, Fotos für die „Anti-Antifa Aachen-Düren“ anzufertigen. Diese Gruppe bedroht seit Monaten via Internet Gegner der Neonazis, darunter auch einen der Angegriffenen.

In der Nacht vom 18 zum 19. August pöbelten Neonazis aus dem Umfeld der NPD und KAL, die auf dem Weg zu einer zentralen Hess-Neonazi-Demonstration in Jena waren, eine Gruppe von alternativ aussehenden jungen Menschen an und griffen sie dann mit leeren Bier-Flaschen an. Nur durch eine Flucht kam es zu keinen größeren Verletzungen.

Mehr als 300 Jugendliche feierten in der Nacht vom 1. bis zum 2. September bei der siebten Auflage von "Fight Fascism" in Stolberg. Nach Ende des Konzerts überfielen vermummte und bewaffnete Neonazis Konzertbesucher, die vor dem Jugendheim darauf warteten, abgeholt zu werden. Es gab mindestens vier Verletzte, eine junge Frau wurde beim Angriff mit Baseballschlägern im Gesicht so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste.

Damit haben die Aktivitäten der Neonazis in Düren eine neue ‚Qualität’ erreicht. Sie belassen es nicht mehr allein bei verbalen Drohungen, sondern gehen zu gezielten Angriffen auf ihre Gegner über. Die politische Verantwortung für den Vorfall trägt - ebenso wie für die andauernden Drohungen gegen Antifaschisten - der NPD-Kreisvorsitzende Ingo Haller. Das von ihm gerne bemühte Bild der NPD als biedere Alternative ist damit endgültig zusammengebrochen.

Die Kneipe “Gütershop” am Rande der Dürener Innenstadt hat sich zu einem festen Treffpunkt (nicht nur) der regionalen Neonazi-Szene entwickelt. In der Gaststätte finden so genannte “Stammtische”, “Liederabende” und andere Veranstaltungen der NPD statt. Zu diesen versammelten sich teilweise über 100 Neonazis, die nicht nur aus der Region Aachen / Düren stammten, sondern teils aus ganz NRW und sogar dem benachbarten Ausland nach Düren anreisten.

Es zeigt sich also, dass die Neonazis kein legitimer Teil des demokratischen Meinungsstreites sind und diese Kräfte nicht allein mit den Mittel des demokratischen Diskurses zu bekämpfen sind.

Deshalb sprechen wir den Neonazis jegliche demokratische Legitimität ab. Wir fordern die Umsetzung des im Grundgesetz verankerten Verbots neonazistischer Betätigung. Die NPD und die so genannten „Kameradschaften“ müssen endlich aufgelöst werden.

Geboten ist Unduldsamkeit gegen Rechts. Wir akzeptieren die Präsenz von neofaschistischen Kräften nicht als Normalität. Wenn Neonazis auftreten, sehen wir es als Selbstverständlichkeit an, Widerstand und zivilen Ungehorsam zu leisten.

Der Kampf gegen Rechts darf sich nicht auf die NPD beschränken. Es müssen auch rechte Politikentwürfe aus der Mitte der Gesellschaft kritisiert werden. Gleichwohl ist eine Diskussion über Alternativen zur Politik des Sozialabbaus, der Einschränkung demokratischer Rechte und der Militarisierung der Außen- und Innenpolitik notwendig.

Deswegen wollen wir alle Formen der Herrschaft und der Unterdrückung bekämpfen und jetzt und hier für die Perspektive einer befreiten Gesellschaft eintreten.

Wir begrüßen von dieser Stelle aus die Bemühungen des Bündnisses gegen Rechts, bedauern es aber gleichzeitig, dass sie sich unserer Form des Protestes nicht angeschlossen haben. Die Diffamierungsversuche aus dieser Ecke weisen wir mit Entschiedenheit zurück. Wir sind überzeugt, dass ein Ignorieren des Aufmarsches oder kilometerweit entfernte Gegenveranstaltungen der Wirkung des NPD-Aufmarsches allein nichts entgegensetzen.

Mit dieser Demonstration wollen wir besonders junge Menschen aus dem Raum Düren ermuntern sich aktiv in der antifaschistischen Bewegung zu engagieren.

Keinen Fußbreit den alten und neuen Nazis!

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Antifaschistische Strukturen stärken - Neonazis zurückdrängen!"